Man muß nicht Silvio Berlusconi heißen, um manchmal Realität und Fiktion, Inhalt und Inszenierung, Fakt und Schein zu verwechseln - jeder kennt diese seltsame Form der Überraschung und das Gefühl, da hätte das »wahre Leben« die Kunst nachgeahmt. Die romantische Ironie und das absurde Theater haben diesen Kitzel zur höchsten Kunstform gebracht. Peinlich wird es nur, wenn man sich im Geflecht der Ebenen verheddert und durch populistische Schachzüge propagandistische Volksverdummung zu betreiben versucht mit einem Volk, das ein ebensolcher Entwurf ist wie die übrige Realität, auf die sich die Wahrnehmung bezieht.
Der Blick auf den Alltag ist allerdings bekanntermaßen niemals ein jungfräulicher und frei bestimmter - zu tief ist das Archiv der kulturellen Prägungen in unsere Wahrnehmung eingeschrieben. Dieser Blick kann aber ein spielerisch staunender und mit einer ungewöhnlichen Sicht auf die Dinge überraschend sein, wie Arbeiten von Oliver Godow zeigen. Godow fotografiert mit einer Mittelformat-Kamera ausschließlich vorgefundene Sujets. Er komponiert seine Bilder durch die Wahl des Objekts, Ausschnitt, Filmmaterial und Belichtung anhand vorgefundener Lichtverhältnisse. Seine Fotos entstehen nach klassischen Vorgehensweisen. Er schaut hin. Er hält fest.
Die Mehrdeutigkeit, die sich zwischen Abbild und Komposition auftut, zeigt, dass die Ästhetik der Bilder in den Bildern selbst und nicht in den Gegenständen liegt. Und diese Ästhetik ist eine absolut zeitgemäße. Godow gehört der jungen Generation subjektiver Fotografen an, die ohne digitale Manipulationen arbeiten. Seine Fotos sind menschenleer, kühl minimalistisch und doch von einer zwingenden Intimität, die den Betrachter auffordert, aus seiner passiven Rolle in einen aktiven, analytischen Modus des Sehens überzugehen. Gerade durch die Fesselung an einzelne kleine Bruchstücke des Ganzen, entzündet sich der Spieltrieb: Godow wirft den aus Komposition, Räumlichkeit und Zeitlichkeit seiner Sujets gebildeten Spielball dem Betrachter zu.
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__ KUNSTHALLE WILHELMSHAVEN / LEARNING FROM ROTTERDAM / 24. JUNE - 2. SEPT. 2012
__ Obsessions | Curated by Natalie Herschdorfer | La Filature, Mulhouse | 16. Mar–22. April 2012
__ Objectified | Curated by Roy Exley | Charlie Smith Gallery London | 12. Jan–18. Feb 2012
__ Magazin über Orte – The Berlin Issue Winter 2011/12
__ Artist Talk: In Conversation with Martin Jaeggi, Zurich | June 21. at 20H | Villa Sträuli Winterthur
__ Kunsthalle Winterthur | We are the Artists | May 29.–July 12.
__ I C A London The Bar Commission | Feb. 1.– May 31. 2011
__ Symposium Kunstwollen.ch Zurich | March 16. 2011
__ Jahresgaben Frankfurter Kunstverein fkv | Dec. 2010
__ KIASMA Museum Helsinki purchases 3 works into its collection | Nov. 2010
__ Fototage Trier 2010 | curated by Christoph Tannert, Berlin | 13. Nov.–12. Dec. 2010
__ secret 2010 | groupshow | Royal College of Art London | 14.–19. Nov. 2010
__ AA Architecture Association London | Project Commission July 2010–Oct. 2011
__ Talk | Frankfurter Kunstverein fkv | 23. Nov. 2010, 19h
__ Deutsche Börse Artist Residency Program | Frankfurter Kunstverein fkv | Sept.–Nov. 2010
__ 3 works at Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin installed since Sept 2010
text
>> by Lisa LeFeuvre, London
>> by John Calcutt, Glasgow
>> by Dr. Matthias Harder, Berlin
>> by Anna Catharina Gebbers, Berlin
__ Work listed in PRESTEL Lexikon
der Fotografen 1839–2001 edited by Prof. Reinhold Mißelbeck, Cologne
__ Swiss Institute for Art Research
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