Bei Oliver Godows Arbeit handelt es sich im weitesten Sinn um ‚street photography‘; allerdings bewegt sie sich weg von einem rein dokumentarischen Ansatz. Es sind ganz gewöhnliche Orte und Dinge, denen Godow auf seinen täglichen Wegen begegnet, sie entweder ad hoc fotografiert oder über einen Zeitraum hinweg beobachtet, bis schließlich ein Foto entsteht.

Die Ausstellung im Goethe-Institut zeigt einige großformatige Arbeiten, die bereits 2006 in der Einzelausstellung im Kunstmuseum Kerava zu sehen waren und von Raumansichten in Reykjavik (Busstation Laugavegur 2005) und Oslo (Reading Room, Museum for Contemporary Art 2005) handeln. Diese Arbeiten zeigen deutlich, dass es sich um einen Moment des Vorher oder Danach handelt; die Zeit steht still, hält inne, als ob die Menschen, die diese beiden Orte normalerweise bevölkern, vor dem Rahmen des Bildes (bzw. des Suchers der Kamera) stehen und lauthals gegen die Leere protestieren.

Die neueren, kleinformatigeren Arbeiten sind weitestgehend abstrakt zu verstehen. Sie gehen ins Detail und in die Farbigkeit einer an die Malerei erinnernden Vorgehensweise. Die Dinge sind von temporärer Erscheinung, ihre Bedeutungsebene völlig ephemer, doch in der Fotografie verewigt. Es sind vergessene Dinge wie der Umbrella, Berlin 2009, oder übersehene Dinge wie der Bistro table VII, Basel 2008 auf dem Messegelände der ArtBasel, wo ein Windhauch die Tischdecke in Unordnung brachte und gleichzeitig ein eigenständiges Gebilde an sich schuf.

Für die Ausstellung in Helsinki hat Godow der Arbeit 5Ecken, Edinburgh 2009 den Untertitel SUOMI und der Arbeit Poetic mess, Stuttgart 2009 den Untertitel SAKSA gegeben. Beide Arbeiten sind als Sondereditionen zu erwerben.

Oliver Godow lebt und arbeitet in Stuttgart und London. Er hat am Bournemouth & Poole College of Art zusammen mit Wolfgang Tillmans studiert und sein Studium 1997 als Master in Fine Arts an der Glasgow School of Art abgeschlossen. In den 1990ern hat Godow am Bereich Fotografie an der Turku Art Academy als Gastdozent gearbeitet.

Er hat mit den Architekten Caruso St. John in London, 6a in London, Sauerbruch&Hutton in Berlin zusammengearbeitet sowie im Dialog mit dem Architekturbüro Vapaavuori in Turku den Museumsneubau KUMU in Tallinn 2004-05 fotografisch interpretiert.

Einzelausstellungen: Kunstmuseum Turku 1998, Kunstverein Lingen, Goethe-Institut London 2002, Kunsthalle Lund 2003, Goethe-Institut Oslo 2005, Kunstmuseum Kerava 2006, Reg Vardy Gallery Sunderland 2007, Return Gallery Dublin 2008, New York Photofestival 2009.

Gruppenausstellungen: The Photographers' Gallery London, Museum Ludwig Köln, Camden Arts Centre London, Goethe-Institut Washington D.C., Museum der schönen Künste Buenos Aires, Talbot Rice Gallery Edinburgh Royal College of Art, London.

Die Ausstellung wird unterstützt von: HIAP Helsinki, Kunstmuseum Kerava und Prolab Stuttgart.